In den vergangenen zwei Wochen hatte ich nach langer Winterruhe Gelegenheit, die Überwinterung der Bienenvölker zu überprüfen. Lediglich 3% bis 4% der Völker haben den Winter nicht überlebt. Bundesweit erwartet man ca 30% Verluste. Die Bienenhaltung ist in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten zunehmend schwieriger geworden. Nur naturnahe Standorte mit reichlicher, natürlicher Nahrung und professioneller, gewissenhafter Einsatz für die Bienengesundheit garantieren eine gute Überwinterung. Bienen kann man angesichts ihrer Bestäubungsleistung als „systemrelevant“ für unser Ökosystem bezeichnen. Umso wichtiger ist heute die Arbeit von uns Imkern, da die Bienen ohne deren Pflege nicht mehr überleben könnten.

Die Salweidenblüte bringt für die Bienen das erste große Pollenangebot. Pollen ist für die Bienenvölker in erster Linie Eiweißnahrung und eineVoraussetzung, viele junge Larven zu erwachsenen Bienen aufzuziehen. Zur Zeit haben die Völker nur 4000 bis 8000 Bienen. In 10 Wochen wird die Population auf 40.000 bis 50.000 Individuen angewachsen sein. Dazu zählen ca. 2000 Drohnen und eine Königin. Für uns Imker ist die Salweidenblüte gleichermaßen ein Startsignal. In Kürze kommen die Auszubildenen nach 3,5 Monaten aus den Winterferien und dem Blockunterricht zurück. Dann gilt es, mit Volldampf alles für die Saison zu richten und vorzubereiten.

Pollen sammelnde Biene auf der Salweide

Pollen sammelnde Biene auf der Salweide


Pollensammlerinnen bei der Heimkehr vom Flug
Pollensammlerinnen bei der Heimkehr vom Flug


Weidenpollen eingelagert in einer Bienenwabe
Weidenpollen eingelagert in einer Bienenwabe


Unser Honiglager ist trotz der guten Ernte 2011 schon recht leer. Die Nachfrage nach regionalem Bio-Honig ist weiterhin steigend. Die Rückmeldungen vieler zufriedener Kunden motiviert uns, weiterhin unser ganzes Wissen und Können für die Bienen- und Honigpflege einzusetzten.

Auf der letzten Jahrestagung der Bioland-Imker haben wir ein Leitbild entwickelt, nach der wir Kollegen unsere Betriebe führen wollen.

  1. Bienengesundheit stützt sich auf vitale Bienen und züchterische Maßnahmen, sowie ausschließlich natürliche Medikamente aus Stoffen wie sie auch im Honig vorkommen.
  2. Reines Bioland Bienen-Wachs, mit regelmäßiger Entfernung von Altwachs zur Vermeidung von Rückständen, ist die Grundlage der Bioland Imkerei.
  3. Die Bioland Imkerei stützt sich auf möglichst regionale Kreisläufe und innerbetrieblich erzeugte Betriebsmittel. Dazu möglichst Einsatz von Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen die einfach entsorgbar sind.
  4. Weiterentwicklung der Bioland-Imkerei und Bienenhaltung unter Berücksichtigung tier-ethischer Grundsätze.
  5. Einhaltung sozial-ethischer Grundsätze im Betrieb wie z.B. bei: Entlohnung, Gewinnstreben, Umgang mit Menschen, Solidarität.
  6. Ziel ist die Minimierung des fossilen CO2 Verbrauches pro Einheit erzeugter Imkereiprodukte, bei gleichzeitiger besserer Wertschöpfung. („gutes „Energiehaushalten“)
  7. Demokratische Strukturen mit möglichst großer Mitgliederbeteiligung

Wie Sie erkennen können, sind die Biolandimker keine Gruppe rückwärtsgewandter Sonderlinge, sondern sehen ihre Arbeit durchaus im Kontext globaler Gegenwartsprobleme.

 

Mit den besten Wünschen für das Frühjahr 2012
Jan-Dirk Bunsen